• Fachwerkhäuser am Bismarckplatz in Königstädten
    © Stadt Rüsselsheim am Main / Foto: Wilma Held

Wandern mit Wilma - Tour 3

Königstädten - Dorfgeschichte und Naturerlebnis

Seit 1956 zu Rüsselsheim gehörig, hat das ehemalige Dorf Königstädten historisch wie landschaftlich einiges zu bieten. 

  • Strecke: circa 8 km
  • Dauer: circa 1 Stunde 40 Minuten

Hallo Wander­freun­din­nen und -freunde!

Wandern mit Wilma

Nach gutem Frühstück bin ich um zehn Uhr morgens zu meiner Tour in und um Königstädten aufgebrochen – dem zweitältesten Rüsselsheimer Ortsteil, seit 1956 eingemeindet. Los ging es südlich des Rüsselsheimer Dreiecks, am Sportplatz des TV 1888 Königstädten 0, genauer gesagt, an dessen Parkplatz im sogenannten Entenpfad. Ostwärts habe ich die Stockstraße 1 Richtung „Sauunter“ überquert. Der urwüchsige Wald A sah hier heute ganz und gar nicht aufgeräumt aus, so soll es ja auch sein. Am Holzspalter B mit genügend frischem Material habe ich für die Kamera ein wenig Arbeit geleistet.

Die wunderschöne Schneise endet am „Alten Waldsee“, der große Flächen von Seerosen aufweist. Heute schwammen dort nur zwei Nilgänse C, der Bequemlichkeit halber auf einem Floß. Am gegenüberliegenden Ufer sieht man den Steg 2, der in den See hineingebaut wurde. Am ehemaligen Singplatz 3 des Gesangvereins Frohsinn von 1983, vorbei an wettergefällten Birken, geht es am Wasser entlang genau dorthin. Wie ich hier noch einmal lesen konnte, handelt es sich keineswegs um einen Badesee, wie man annehmen könnte, sondern um ein Regenwassersickerbecken.

Auf dem weiteren Weg, vorbei an der Info-Stele 4 zum Königstädter Wald, südlich des Ortsteils, glitzerte es schon wieder zwischen den Bäumen: der Fischersee 5 war erreicht. Ein Fischreiher D fühlte sich durch mein Ankommen gestört und erhob sich in die Lüfte. Ganz anders eine braune Ente, die neugierig auf mich zu schwamm. Ich umrundete den See und entdeckte auf der anderen Seite eine Treppe 6, die durchs Gebüsch lugte. Vorbei am Spielplatz 7 zu meiner Rechten, querte ich die Viehdrift, um direkt in die Schwarzwaldstraße einzubiegen. Dort präsentierte sich stolz eine Araukarie 8, zu Deutsch: Chilenische Schmucktanne oder Andentanne.

Ich habe ein besonderes Verhältnis zu diesem Baum, ich fand den nämlich immer doof, bis ich ihn auf meinen Wanderungen durch Chile im Wald kennengelernt habe. Die Stämme so dick, dass ich mindestens drei Mal mit ausgestreckten Armen drumherum gehen musste, um an den Ausgangspunkt zu gelangen. Ich habe diesen Bäumen dort große Abbitte geleistet, erst recht, nachdem ich die Pinones, ihren Samen, genießen durfte: daumengroße Pinienkerne, die einfach köstlich schmecken. Man nennt sie auch die Kartoffel der Mapuche-Indianer im Süden von Chile. Das Exemplar in der Schwarzwaldstraße ist allerdings ein männliches, also leider nix Pinones.

Jetzt kam ich in eindeutig urbanes Gebiet. Gegenüber dem Einkaufzentrum inmitten des Ortsteils steht eine der Installationen mit dem Titel „Familientreffen“ 9 des Künstlers Ottmar Hörl. Diese Werke sind über das gesamte Stadtgebiet Rüsselsheims verbreitet – allesamt einfarbig, nur hier in Königstädten präsentiert sich die Familie bunt. Von hier aus zog es mich in Richtung des alten Dorfkerns. Über den Friedhof 10 mit Schmetterlingen, Blüten und den in Stein gemeißelten "Trauernden", trat ich aus dem Tor und landete in dörflicher Idylle, direkt vor einer Scheunenhinterfassade 11 mit ehemaligem großen Gartenteil.

Das frühere Dorf Königstädten bietet noch zahlreiche Hofreiten, teils verputzt 12, teils mit offenem Fachwerk 13. Am Bismarckplatz 1 durfte ich ausnahmsweise in den Innenhof E, die schönen Bilder sprachen für sich. Schräg gegenüber, direkt hinter dem Naturdenkmal Bismarckeiche 14, befindet sich die „Krone“ 15, Traditionsgasthaus seit Anfang des 19. Jahrhunderts. In südlicher Richtung verläuft die Nauheimer Straße, in der es weitere Fachwerkhäuser gibt. Die hufeisenförmige Siedlung, die bis vor 400 Jahren noch von einem Graben gesichert wurde, war für mich noch gut zu erkennen – gebildet von der innerorts übersichtlich gegliederten Straßenführung mit Ober-, Hinter- und Froschgasse und der nach Westen abschließenden Rathausstraße.

Die Runde durch die Siedlung habe ich mir aber heute gespart. Stattdessen führte mich mein Weg nordwestlich weiter zum alten Schulhaus 16 von etwa 1789. Rechts geht es ab in die Obergasse, doch ich blieb weiter links auf der Rathausstraße. Vorbei an malerischen Gebäuden, wie dem ehemaligen Rathaus 17, das seinerzeit auch die Schule beheimatete, kam ich zur alten Dorfwaage 18, die gerade restauriert wurde. Links hinter den Bäumen erkannte ich den Turm der evangelischen Kirche 19, davor ein Fachwerkhaus von 1890. Am Türpfosten zum Kirchhof bezeugt ein Schild, dass hier der Lutherweg 20 vorbeiführt, auf dem Martin Luther vor 500 Jahren nach Worms und zurückreiste. Unterhalb der Mauer der Kirche weist ein Monument auf die Bombennacht vom 12. auf den 13. August 1944 hin. Opel war damals das Ziel, durch einen Navigationsfehler traf es das Dorf Königstädten. Der östliche Teil wurde mit seinen Wohnhäusern und Scheunen zerstört, Vieh und Ernte vernichtet, 20 Tote waren zu betrauern.

Weiter auf der Rathausstraße, stieß ich auf den Beinesgraben 21, in dessen Wasser sich heute Königstädtens einziges Hochhaus spiegelt. Am Graben entlang geht es zur Bensheimer Straße. Dort entsteht derzeit ein Kreisel für den optimalen Verkehrsfluss rund um das wachsende Gewerbegebiet „Blauer See“ im tiefergelegenen Gelände nahe der Autobahn. Dessen Name leitet sich vom Main ab, die Firmengebäude befinden sich nämlich dort, wo sich einmal ein Flussarm befand. Der Business Park erstreckt sich - wie der übriggebliebene Beinesgraben, dem ich weiter folge - entlang der L3040/Adam-Opel-Straße und der A60 bis zum Rüsselsheimer Dreieck, das neue Wohngebiet dazwischen reicht bis zur Bensheimer Straße.

Vorbei am Druckzentrum 22 der Verlagsgruppe Rhein Main verfehlte ich zwar die von mir ursprünglich geplante Strecke, entlang der Straße, vorbei an kleinen Kreiseln, immer rechtsrum, gelangte ich wieder auf den richtigen Wanderpfad in Richtung Stockstraße. Zurück in der Natur, fand ich unterwegs noch eine kleine Mistel F an einer Fichte. Die vom Weg abgewandte Eiche 23 war eine weitere Entdeckung dieser Tour - und dann war ich auch schon wieder am Auto. Schön war’s!

Eure Wilma

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