Der „Leinreiter“ prägt seit 1994 die Szenerie am Landungsplatz und ist über die Jahre zu einem echten Wahrzeichen geworden.
Die 3,15 Meter hohe Bronzeskulptur des Darmstädter Künstlers Detlef Kraft nimmt Bezug auf ein vorindustrielles Rüsselsheim am Main und eine bis in das 19. Jahrhundert ausgeübte Tätigkeit. Leinreiter zogen mit Hilfe kräftiger Pferde Schiffe an einer Leine den Main aufwärts, um Güter zu transportieren.
Das Ziehen von Schiffen mit Hilfe von Pferden erforderte viel Geschick. Bei aufgeweichten oder überschwemmten Wegen rutschten die Pferde immer wieder aus und drohten zu ertrinken. Trieb das Schiff durch einen Steuerfehler in die Strommitte, mussten die Leinreiter das Seil kappen. Sie saßen einseitig auf dem Pferd, um bei Gefahr schnell abspringen zu können.
Die Schiffe und Kähne wurden zwischen Frankfurt und Mainz mit einer langen Leine, der Treidelleine, gezogen, die am Schiffsmast befestigt war. Die Muskelkraft von bis zu sechs Pferden war nötig, um ein Schiff mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 km/h den Leinpfad entlang zu schleppen.
Mit dem Beginn der Kettenschifffahrt fanden die Leinreiter und die Treidelschifffahrt Ende des 19. Jahrhunderts ihr Ende. Entlang einer im Fluss verlegten Kette zogen sich Kettenschleppschiffe mit mehreren angehängten Schleppkähnen stromaufwärts.
Quelle:
Zum Ort durch Zeit und Raum. Rüsselsheimer Geschichte von den Anfängen bis zur Frühen Neuzeit. Ein Lesebuch. Hrsg. vom Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main. Regensburg 2017.