Radtour: Kunst am Weg - nördlich des Mains

Radtour mit Thomas Marutschke

  • Tour, eingezeichnet auf einer Karte © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider
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Wir erkunden die Umgebung von Rüsselsheim mit dem Rad und entdecken dabei „Kunst am Weg“.

Hier gibt es den genauen Streckenverlauf über die Wander-App Komoot!

Die Route ist circa 20 Kilometer lang, die reine Fahrtzeit liegt bei etwa 1,5 Stunden. Es geht leicht bergauf und bergab, nicht alle Wege sind asphaltiert, aber in der Regel gut zu fahren. 

Thomas Marutschke vor grünen Blättern © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Mit dabei ist Thomas Marutschke. Er ist Rüsselsheimer, Designer, Illustrator und leidenschaftlicher Radfahrer.

Thomas: Kennt Ihr den sprechenden Baum? Oder die Himmelsleiter? Wie oft habe ich als Antwort auf diese Fragen „Nein“ gehört, selbst von eingesessenen Rüsselsheimerinnen und Rüsselsheimern. Dabei sind beide Kunstwerke ganz in der Nähe! Unsere Tour führt an vielen weiteren Skulpturen vorbei. Gleichzeitig habt Ihr einen tollen Blick auf die ganze Region – und viele Möglichkeiten zum Einkehren.

Thomas Marutsche auf Instagram

Los geht’s!

Kalkbrennöfen © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Die Tour beginnt am Skatepark neben der Opelbrücke.

Wir überqueren den Main und verlassen die Opel-Brücke über eine schmale Rampe, die zur Liebigstraße hinunterführt. Hier biegen wir rechts ab und folgen auf dem Bachweg der Beschilderung in Richtung Keramag. Am Ende des Wegs unterqueren wir rechts die Hochheimer Straße und entdecken gut eingewachsene Treppenstufen. Sie führen zu den historischen Kalkbrennöfen, die lange Zeit die Grundlage für den Kalkputz vieler Flörsheimer Häuser lieferte.

Gedenktafel © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Weiter geht es eine kleine Anhöhe hinauf in Richtung „Aussichtsturm Eisenbaum“.

Wir kommen zunächst an der Obermühle vorbei – eine von vielen, die früher hier an den Bächen ihren Dienst taten. Auf unserer Route werden wir noch etlichen kleinen Bachläufen begegnen, die vom Taunus kommen und in den Main münden. Man muss allerdings genau hingucken, denn leider führen sie meist nicht mehr allzu viel Wasser.

Ein Stückchen bergauf treffen wir auf eine eindrucksvolle Gedenktafel. Sie markiert den so genannten Hexenberg und listet die Namen der Frauen und Männer auf, die nachgewiesenermaßen zwischen 1595 und 1630 in Flörsheim, Wicker und Weilbach als Hexen und Zauberer verfolgt, gefoltert und getötet worden sind.

Wer spricht denn da? Fernsicht I

Der Eisenbaum © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Kurz nach der Gedenktafel biegen wir rechts ab, radeln an der Kante des ehemaligen Kalksteinbruchs Falkenberg entlang und sehen schon gleich die erste Kunst am Weg: den Eisenbaum. Er ist gleichzeitig ein Aussichtsturm.

Thomas: Der Eisenbaum ist definitiv mein Lieblingskunstwerk auf dieser Tour. Schon von weitem sieht man ihn auf dem weiten Feld stehen. Sofort erkennt man, dass es sich um einen Baum handelt, gleichzeitig irritiert seine Beschaffenheit.

Die Baumskulptur wurde nach der Natur konstruiert. Dafür mussten komplizierte Überlegungen angestellt werden. Überlegungen, die für einen echten Baum eine Selbstverständlichkeit sind – er weiß einfach, wie er wachsen muss!

Die Tafel neben der Skulptur berichtet vom Entstehungsprozess und regt dazu an, über das Verhältnis von künstlich-technischer und natürlich-lebendiger Gestaltung nachzudenken. Wenn man die Treppe am Baum hinaufsteigt, hört man zunächst Vogelstimmen. Dann spricht der Baum selbst, erzählt von sich – mal mehr, mal weniger, je nachdem, wieviel Energie die Solarzellen auf den Blättern generieren können. Ein echtes Highlight!

Was siehst Du da? Fernsicht II

Wir fahren weiter auf eine kleine Kapelle zu und entdecken links eine ganz andere Art von Fernsicht.

Thomas: Die Künstlerin Birgit Hornef hat sieben Fernrohre auf die Wickerer Mülldeponie gerichtet. Schaut unbedingt mal hindurch – Ihr werdet staunen, was Ihr alles seht!

Die Fernrohre erinnern daran, dass man auch dort Schätze findet, wo man sie nicht erwartet, zum Beispiel in unserer von der Industrie geprägten Region. Man muss nur genau hinschauen!

Das Rhein-Main-Gebiet zu Füßen – Fernsicht III

Flörsheimer Warte, ein runder Turm. © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Etwas holprig geht es nun weiter: durch Eichenalleen, an steilen Abhängen vorbei und immer mal wieder leicht bergauf-bergab – schließlich sind wir hier in der Flörsheimer Schweiz! Bald erreichen wir die ersten Rebenhänge, und kurz nach einem Hinweisschild zu einem steinernen Labyrinth biegen wir halbrechts ein in den Landwehrweg. Gleich sind wir an der Flörsheimer Warte, wo der Weingarten zu einer Rast einlädt.
 

Thomas: Wie es sich für eine Wehranlage gehört, überblickt man hier ein riesiges Gebiet. Über das Rhein-Main-Gebiet hinaus sieht man die Ausläufer des Taunus, den Odenwald, die Bergstraße, Mainz, Rheinhessen und manchmal sogar den Donnersberg.

Steinerne Weggefährten

Steinmantel (Gerard Höweler)

Hinkelstein auf einer Wiese © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Thomas: Als erstes erblicken wir am Wegrand einen riesigen Hinkelstein – fast könnte man daran vorbeifahren! Etwas seltsam erscheint ein solcher Riese dann aber doch, und bei näherem Hinsehen entpuppt er sich als geschützter Sitzplatz.

Schmiegt Euch doch mal in die steinerne Nische und lasst den Blick schweifen. Vielleicht spürt Ihr, wie Ihr Teil der Landschaft werdet?

Himmelsleiter (Hubert Maier)

Himmelsleiter aus Stein © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Thomas: Die Himmelsleiter reckt sich hoch in den Himmel und bietet faszinierende Durchblicke. Ich finde es faszinierend, wie es dem Künstler gelungen ist, aus einem massiven Stein ein so filigran wirkendes Kunstwerk zu erschaffen.

Vor dem Hintergrund der Frankfurter Skyline in der Ferne erinnert die Himmelsleiter an einen Wolkenkratzer – so nannte man Hochhäuser früher. Vielleicht ein Anlass, die Ästhetik der Türme mit neuen Augen zu betrachten?

Stopper, steinerner Sitz, schmale Stele (Georg Hüter)

3 Steinskulpturen © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Thomas: Das nächste Kunstwerk steht an der Stelle, an der unser Weg nach rechts abbiegt. Passend, dass eines der drei Elemente Stopper heißt! Fast könnte man meinen, dass es sich hier um Reste eines Bauwerks handelt.

Bei näherem Hinsehen sind deutliche Bearbeitungsspuren im Muschelkalk erkennbar. Wer möchte, sucht in den Steinstrukturen nach kleinen Fossilien.

An der folgenden Linkskurve könnt Ihr entscheiden, ob Ihr die Runde weiterfahren wollt oder rechts in Richtung Mainuferweg abbiegt. Er bringt Euch zurück nach Flörsheim. Wer noch ein Stück dabeibleiben will, folgt weiter dem roten Pfeil nach links. Die Route führt nun parallel zum Hauptweg durch eine Streuobstwiese. Gleich nach dem Einbiegen wartet schon das nächste Kunstwerk.

Schauaufsland (Ingrid Hornef)

steinerner Thron © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Thomas: Hier haben wir es wirklich mit einem verborgenen Schatz am Wegrand zu tun! In den gut 25 Jahren, seit das Steinobjekt entstanden ist, hat die Natur ihr Werk getan.

Und das durchaus im Sinne der Künstlerin: „Ich übergebe meine Skulptur der Zeit, die sie weiterbearbeiten wird, natürlichen Veränderungen und dem Verfallsprozess ausgesetzt.“

Der steinerne Thron, der eigentlich zum Betrachten der Landschaft einladen soll, ist mittlerweile selbst ein Teil davon geworden.

Kreis der Steine (Thomas Link)

Thomas: Bei dieser Installation kommt mir immer das englische Stonehenge in den Sinn. Dieses Steinzeit-Monument ist so aufgestellt, dass ein Lichtstrahl am Tag der Sonnenwende durch zwei Steine hindurch einfällt.

Auch zwischen den beiden Stelen am Rand unseres Steinkreises öffnet sich ein Lichtschlitz in Richtung Sonnenaufgang. Vielleicht seid Ihr zur richtigen Zeit da und seht, wie der Schattenwurf der Stelen durch ein schmales Lichtband geteilt wird.

Die sieben Steinkugeln erinnern an Planeten, die um die mittlere Stele kreisen. Jede von ihnen ist an einer anderen Stelle blank poliert, so dass der tiefschwarze Basalt gut zur Geltung kommt. Thomas Link versteht den Kreis als Sinnbild des Universums. Zur Gesamtanlage sagt er: „In dieses Gefüge tritt der Mensch und findet seinen Platz.“ Schaut mal, wo Euer Platz ist!

Noch ein Tipp: Lauscht mal an der mittleren Stele – vielleicht will Euch der Wind etwas sagen…

Literatur zum Anfassen: Das Haus des Dichters

Wir fahren weiter am Damwildgehege vorbei in Richtung Nussbaumquartier und überqueren die A3 und die ICE-Strecke. Nach der so genannten Aussichtsbastion – einem Hügel, von dem man mit typischer Rhein-Main-Geräuschkulisse bis in den Odenwald schauen kann – geht es rechts ab. Wir überqueren eine weitere Straße und radeln dann durch Ahorn-, Kirschen- und Eichenallee zum „Haus des Dichters“.

Thomas: Wie ein Ufo thront das Haus des Dichters auf einer Anhöhe, übrigens aufgehäuft auf einer ehemaligen Kiesgrube. Ringsum sind Gingko-Bäume angepflanzt, so dass man direkt an Goethe denkt. Und tatsächlich war der Groß-Dichter wohl in der Flörsheimer Region unterwegs.

Das Haus des Dichters ist ein offenes Haus mit einem beschützenden Dach. Halbreliefs bilden eine vierteilige Bibliothek. An mehreren Stellen sind Gedichte zu lesen – die meisten haben die Natur zum Gegenstand.

Thomas: Mein Lieblingsgedicht hier ist dieses von Ernst Jandl:

lichtung
manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht
velwechsern.
werch ein illtum

Darüber kann man mal nachdenken!

Zum Wendepunkt

Schreibfeder auf einer Säule © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Wir laufen keine Gefahr, rechts und links zu verwechseln, sondern orientieren uns an der Schreibfeder, die sich wie eine Wetterfahne im Wind dreht.

An ihr vorbei fahren wir durch das Naturschutzgebiet Weilbacher Kiesgruben bis zum Nussbaumquartier – eine kreisrund angelegte Freizeitfläche.

Der Rabe am Rande des Nussbaumquartiers fängt alle Blicke ein.

Der Rabe (Thomas Reinelt)

Steinskulptur, die wie ein Rabe aussieht. © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Thomas: Der Flörsheimer Thomas Reinelt war ein faszinierender Künstler. Wenn man durch die Stadt geht, begegnet man überall seinen Skulpturen: an Häusern, am Bahnhof, an einem Kreisel … auch das wäre mal eine Entdeckungstour wert!

In der fast drei Meter hohen Skulptur sind die Aspekte Natur und Abstraktion vereint – ein Bein des Vogels ist durch neben- und ineinander gestapelte Quader ersetzt.

Zurück zum Main

Der Mainturm © Stadt Rüsselsheim am Main, Foto: Susanne Schneider

Jetzt ist es Zeit für den Rückweg. Am östlichen Ende des Rondells biegen wir rechts ab in Richtung Eddersheim und erreichen schon bald den Mainuferweg. Er führt uns vorbei an dicht gedrängten Häuschen, deren ursprüngliche Bewohner vermutlich von der Fischerei lebten. In den angrenzenden Gassen sind schöne Fachwerkhäuser erhalten.

Weiter geht es immer am Main entlang nach Flörsheim. Der Radweg biegt kurz vor dem Bootshaus an einer Fahrradreparaturstation rechts und gleich wieder links ab. Und jetzt stehen wir vor dem letzten Kunst-Ereignis unserer Tour, dem Kunstforum Mainturm.

Wenn wir Glück haben, kommen wir zu den Öffnungszeiten und können unsere Kunst-Tour mit einer Ausstellung krönen.

Thomas: Hier habe ich schon tolle Ausstellungen erlebt. Der wunderbar restaurierte Turm bietet den Kunstwerken eine fantastische Kulisse.

Hier geht es zum Ausstellungskalender

Von hier aus sind es nur noch wenige hundert Meter bis zu unserem Ausgangspunkt, der Opelbrücke. Auf beiden Seiten des Mains warten gastronomische Angebote für die gemütliche Einkehr.

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